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Mario Ohoven war als „Mr. Mittelstand“ bekannt

Mario Ohoven war ein Finanzmakler und Anlageberater in Deutschland. Seit 1998 war er Vorsitzender des Bundesverbands mittelständische Unternehmen (BVMW) und seit 2002 Vorsitzender des Europäischen Verbands mittelständischer Unternehmen (CEA-PME) und geschäftsführender Gesellschafter der Düsseldorfer Investor-. und Treuhand GmbH bis 2005.

„Herr Mittelstand“ ist nunmehr seit zwei Jahren durch einen tragischen Autounfall nahe Düsseldorf verstummt. „Super Mario“ nannte ihn der ehemalige EZB-Präsident. Die Nachricht vom Unfalltod im Jahre 2018 in der Nähe von Düsseldorf des Mario Ohoven, der Präsident des Mittelstandsverbands, hat viele Menschen erschüttert. Er hat Großartiges für den Mittelstandsverband geleistet.

2019 wurde Mario vom Wirtschaftskurier mit dem Medienpreis für den Mittelstand ausgezeichnet. Die Jury ehrte ihn für sein Lebenswerk. Seit er sein Amt vor über 20 Jahren angetreten hatte, war die Zahl der Verbände der Geschäftsstellen von 70 auf über 300 gewachsen und die Menschen von ihm sogar in China vertreten. Laudator Ernst Ulrich von Weizsäcker lobte seine Leistungen. Aus einer überschaubaren Koalition von Unternehmern hatte er eine starke Mittelstandsvertretung gemacht. 

Der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW)

Ohoven war seit 1998 Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) und leitete seit 1997 den Senat der Wirtschaft. Als Vorsitzender des BVMW expandierte die Geschäftsführung mit Büros in vielen deutschen Städten und Büros im Ausland wie Brüssel, Indien, China, Italien, Polen, Japan, Ukraine und der Türkei und vertritt seitdem die politischen Interessen für die Mitgliedsunternehmen. Neben der intensiven Lobbyarbeit konzentriert sich der Mittelstandsverband (Gründung: 1975) auf die Vernetzung der Mitglieder und deren Unterstützung im Außenhandel. Als Präsident im Bundesvorstand ist Mario Ohoven für die und Anforderungen und Zielumsetzung des BVMW verantwortlich.

Als erstes und lange Zeit einziges Wirtschaftsgremium hatte der BVMW auf die Gefahren des Transatlantischen Freihandelsabkommens (kurz für TTIP) hingewiesen. Der BVMW kritisierte das geplante Schiedsgericht wegen seines undurchsichtigen Verfahrens ohne Rechtsmittelmöglichkeit. Außerdem galt beim Verbraucherschutz das US-Nachsorgeprinzip anstelle des europäischen Vorsorgeprinzips. Darüber hinaus ist der Regulatory Council eine Art Legislative, die den Kongress umgeht. Es war nicht möglich, EU-Standards in den USA als allgemein verbindlich zu akzeptieren, und es bestand die Gefahr, dass Exporte „einseitig“ wurden.

Für den BVMW sind Steuern und Abgaben ein bedeutendes Arbeitsfeld. Auf Nachdruck des BVMW-Präsidenten ist der „kalte Fortschritt“ seit 2016 abgeschafft. Für Arbeitnehmer und -geber bringt das Entlastungen in zweistelliger Milliardenhöhe.

Als Präsident des BVMW sprach sich der Mittelstandspräsident zur Flüchtlingskrise Anfang 2016 für Kontrollen an den deutschen Außengrenzen aus. Kriegsflüchtlinge waren keine Wirtschaftsflüchtlinge. Laut seiner Aussagen sind viele Flüchtlinge unqualifiziert und haben keine oder nur unzureichende Sprachkenntnisse.

Ohoven: „Vernetzung und ganzheitliches Denken sind gefragt“

Er war stark. Öffentlich sah er strahlend aus. Eine prachtvolle Krawatte immer richtig gebunden, ein fröhliches Lächeln hier und Spott da, gefolgt von einem festen Händedruck. Er mochte die Bühne sehr und bewegte sich mit gleichem Selbstvertrauen, egal in welcher Situation. Meist war er mit seiner Frau Ute-Henriette (Sonderbotschafterin der UNESCO) und mit seiner Tochter Chiara zu verschiedenen Anlässen in Großstädten wie Berlin zu sehen. Zu Staatsoberhäuptern wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin sprach er wie mit anderen Politikern klar, mal laut und manchmal dezent bei jeder Gelegenheit. „Unternehmer als Einzelkämpfer haben keine Chancen mehr, Netzwerken und ganzheitliches Denken sind gefragt“, so war seine Devise.

Der ausgebildete Bankkaufmann und im Nachhinein Anlageberater konnte viele Siege erringen. Auf seine Initiative hin hatte die Bundesregierung damals die Altersversorgung der Selbstständigen aus der Insolvenzmasse herausgeholt. Die Politik verzichtete auf die Einführung von Pensionsverpflichtungen für Konzernvorstände. Er bewahrte einige Mitglieder vor teuren Nachzahlungen. Auf sein Betreiben hin wurde der Abkühlungsfortschritt gedämpft, wodurch einige mittelständische Unternehmen mehr Geld verdienen konnten. Seit 1998, als er Präsident des eingetragenen Vereins wurde, setzt er sich dafür ein, dass es an den verschiedenen Schulen Angebote zu wirtschaftlicher Aus- und Weiterbildung gab. Immer wieder besuchte er als Wirtschaftsführer die Klassenzimmer und weckte die Begeisterung für das Unternehmertum.

Studienprogramme für die Förderung des Mittelstandes – Titel für seine Ehre

Die Universität St. Petersburg richtet zusammen mit dem Bundesverband mittelständige Wirtscahft (BVMW) ein Forschungsprogramm für die Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen in Russland ein. Der Mittelstandspräsident erhielt Ehrendoktor und Professuren für die Ehre. Im März 2018 unterzeichneten UNECON und BVMW ein Memorandum über gemeinsame Aktivitäten zur Förderung des Mittelstands. Das Forschungsprogramm wird unter Federführung des „Internationalen Rats für die Mittelstandsentwicklung der Universität durchgeführt. Der Vorstand wurde vom Mittelstandspräsident geleitet, der auch Vorsitzender von European Entrepreneurs (CEA-PME, Brüssel), der Dachorganisation für kleine und mittlere Unternehmen in Europa, war. „Ich glaube, dass dieses Forschungsprogramm große Chancen hat, den russischen Mittelstand nachhaltig zu fördern und auch im Namen unserer mittelständischen Unternehmen aufgenommen wird, die zum einen dem wirtschaftlichen Erfolg des Landes gut kommt und zum anderen für den Zusammenhalt der Gesellschaft wichtig sind. Die Ehrendoktorwürde ist für mich eine große Ehre, die ich als Stellvertreter für alle mittelständischen Unternehmen annehme. „

Ohoven als Wirtschaftsberater

Der Bundesvorstand hatte Prognosen für die Wirtschaft und den Kapitalmarkt für mehrere Geschäfts-, Bank- und Medienkunden erstellt und verwies auf seine Frühwarnungen vor wichtigen Entwicklungen auf den globalen Kapitalmärkten. Beispiel: Tausende Jugendstilwohnungen in Berlin wurden an zufriedene Investoren vermittelt. 

Als Finanzfachmann hatte er Radio- und Fernsehinterviews gegeben, wurde zu Veranstaltungen sowie Symposien eingeladen und gastierte in Fernsehtalkshows. Ohoven war bekannter Autor seines Buches „Die Magie des Power Selling“, das in 12 Sprachen übersetzt wurde und seit Langem auf der Bestsellerliste steht. Darin stellte er eine, wie er es nannte, „Erfolgsstrategie für den perfekten Verkauf“ und den B2B Vertrieb vor.

Warum gab es ein Verfahren gegen das Finanzdienstleistungsunternehmen von Mario Ohoven?

Im Jahr 2002 wurde seine Firma von pensionierten Ingenieuren verklagt, die 1997 in den Cinerenta I Film Fund investiert hatten. Der Kläger sei an der Transaktion beteiligt gewesen, weil Ohovens Außendienstmitarbeiter ihm im Vorfeld mitgeteilt hätten, dass er ein geringes Risiko eingehen und innerhalb von 18 Monaten fast 80 % seines Investments durch Ausschüttung aus dem Fonds zurückerhalten werde, weil der Bundesvorstand es ihm zugesichert habe. Diese Versprechungen entbehrten jeder Grundlage und die Kläger hatten in zweiter Instanz recht. Der Unterschied zwischen der erhaltenen Ausschüttung und dem investierten Betrag musste erstattet werden.

232 Anleger verklagten die Treuhand Investor in einer Sammelklage auf Schadensersatz in Höhe von 16,7 Millionen Euro. Die Klage betrifft den Verlust eines von Investor Treuhand empfohlenen Immobilienfonds. Die Anwälte von Ohoven hielten die Ansprüche für übertrieben oder veraltet. Der Bundesgerichtshof hatte die Schadensersatzklage gegen Mario Ohoven am 15. Juli 2010 in der letzten Instanz abgewiesen. Er war nicht verantwortlich für diese Fehler, weshalb eine Haftung ausgeschlossen ist. 2005 verkaufte er als Geschäftsführung die Investor- und Treuhand GmbH. Die Firma bekam sodann den Namen „Berintreg“ und ging bankrott. Der Insolvenzverwalter hatte vom Mittelstandspräsident die sieben Millionen Euro zurückgefordert, die er dem Unternehmen widerrechtlich entzogen hätte. Das Oberlandesgericht in München hatte am 19. Januar 2011 das Urteil des OLG vom 20. Juli 2010 gegen Mario Ohoven aufgehoben. Gleichzeitig wurde die Klage bezüglich der Gelder der Cinerenta letztinstanzlich abgewiesen (AZ: 20 U 4113/10).

„Ich muss weg“

Mario Ohoven war eine schillernde Persönlichkeit. Wenn es darum ging, die Interessen des Mittelstands als Wirtschaftsrückgrat zu verteidigen, war er auf jeden Fall ganz vorne dabei. Er hatte seinen Weg in die Medien gefunden. Er hat sich nur einmal vertan und wusste nicht, was er tun sollte, während er bei einem Fernsehinterview verwirrt in den Unterlagen blätterte, um dann einen Satz zu äußern, der dem Fernsehmoderator Stefan Raab gegeben wurde, um ihn zu ärgern: „Ich muss weg!“ Der Humor war immer vorhanden, er machte selbst Witze und steckte Witze über sich gekonnt weg.

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